Kanada hat uns wieder! Nach 170 km erreichen wir die Grenzstadt St. Stephen. Ernst hat die notwendigen Unterlagen griffbereit. Alle verderblichen Lebensmittel aus dem Kühlschrank und dem „Keller“ sind gegessen. Der Grenzübertritt verläuft reibungslos. Wir müssen nur unsere Pässe zeigen. Die Grenzbeamtin stellt uns die bekannten Fragen. Außerdem möchte sie noch wissen, was wir in Kanada machen. Dann wünscht sie uns eine gute Zeit und wir können weiterfahren. Im „Atlantik Superstore“ kaufen wir ein und füllen den Kühlschrank und den Keller wieder auf. Wir übernachten auf einem Campingplatz.
Reversing Falls Rapids
In Saint John sehen wir die „Reversing Falls Rapids“. Dort ändert der Fluss 2x täglich seine Fließrichtung von flussabwärts in flussaufwärts. Der Fluss mündet in die Bay of Fundy. Wir kommen rechtzeitig zur Flut. Bei aufkommender Flut steigt das Wasser an und erreicht bei Gezeitengleichheit die Höhe des Fluss Wasserstandes. Die Strömung ist ausgeglichen. Die Wasseroberfläche ist spiegelglatt. Boote können in dieser Zeit ungehindert in beide Richtungen fahren. Als wir vier Stunden später zur Ebbe wieder kommen, sehen wir ein ganz anders Bild. Wenn der Fluss die Bay of Fundy erreicht, liegt die Bucht 4 m tiefer als der Wasserstand des Flusses. Der Saint John River stürzt hinab in die Bucht. Das Wasser ist wild, es sind viele Stromschnellen zu sehen. Zwischen Flut und Ebbe besichtigen wir die Stadt Saint John. Den Old City Market, der im Reiseführer als die älteste noch genutzte Markthalle Kanadas beschrieben wird, steht leer. Um die Markthalle finden umfängliche Bauarbeiten statt. Die meisten Häuser der Stadt wurden nach einem Brand 1877 gebaut. Wir laufen durch die Straßen und schauen uns die schönen viktorianischen Häuser und die Trinity Church an. Auch sie fiel dem Brand zum Opfer. Der erste Gottesdienst nach dem Wiederaufbau fand Weihnachten 1791 statt. Während wir die Kirche besichtigen, spielt die Orgel. An der Hafenfront liegt der Market Square. Das Einkaufszentrum mit mehr als 60 Geschäftseinheiten, wirkt durch einen massiven Leerstand, richtig gespenstisch. Nur der Innenhof mit Wasserspielen und die Library sind mehr besucht. Eine Zeile alter Lagerhäuser, dort befinden sich Cafés und Restaurants, wurden in den Komplex integriert. Im Hafen liegt ein Kreuzfahrtschiff. Wir verweilen in der ansprechend gestalteten Hafenanlage einige Zeit.
Hartland
Auf dem Highway #104 durch das Landesinnere geht es weiter bis nach Hartland. In diesem Ort steht die mit 391 m längste Covered Bridge der Welt. Von der Ostseite haben wir einen guten Blick. Wir laufen auf dem abgetrennten Fußgängerweg zur Westseite hinüber. Die Fahrbahn ist einspurig. Das Fahren über die Brücke ist nicht geregelt. Die Autofahrer müssen sich miteinander verständigen. Auf dem Parkplatz beim Visitor Center direkt am Ufer des Saint John übernachten wir.
Grand Falls
Auf dem Highway #2 fahren wir durch das Saint John River Valley bis Grand Falls. Grand Falls ist die einzige offiziell zweisprachige Stadt in den Atlantikprovinzen. 80% der Einwohner sind zweisprachig. Sie sprechen Englisch und Französisch. Der Saint John River windet sich hier durch eine tiefe Schlucht, die diesem Ort den Namen gab. Er fällt an dieser Stelle rund 23 Meter in die Tiefe. Das Energieversorgungsunternehmen NB Power baute 1959 ein Wasserwerk zur Stromgewinnung. In jedem Frühjahr rauschen Wassermassen, die bis zu 9/10 der Wassermassen der Niagara Falls ausmachen, über die Felsen durch die Schlucht. Nach dem Aufstauen des Wassers vor dem Felsen bleiben wegen der Stromgewinnung im Sommer und Herbst nur Rinnsale übrig.
Edmundston
Edmundston liegt am Zusammenfluss von Saint John River und Madawaska River. Die Grenze zwischen Kanada und den USA verläuft in der Mitte des Saint John River. Eine Brücke verbindet Edmundston mit der gegenüberliegenden Stadt Madawaska in Maine. Am Madawaska River verläuft der Radweg „Parc linéaire interprovincal-Petit-Térms“ bis nach Revière-du-Loop. Auf dem Radweg wollen wir radeln. Dann kommt es anders als wir denken. Das Wetter wird regnerisch und Ernst stellt bei seiner Routine Kontrolle fest, dass wir mit dem linken Hinterreifen nicht mehr weiterfahren sollten. In einer Reifen Werkstatt in Edmundston betreut uns der Chef persönlich und seine Mitarbeiter arbeiten mit dem erforderlichen Werkzeug Hand in Hand. Unser 2. Reservereifen wird montiert. Ein Glück haben wir ihn dabei. Wir waren genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Jetzt können wir den kommenden Kilometern bis nach Halifax gelassen entgegensehen.
Riveré du Loop
In Riveré du Loop wandern wir am gleichnamigen Fluss entlang zum Wasserfall.
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Lissy (Sonntag, 20 Oktober 2024 20:07)
Kurios, dass sic h die Fließrichtung des Flusses ändern kann!
Weiterhin gute Fahrt auf den letzten Kilometern!
Ute (Donnerstag, 24 Oktober 2024 14:10)
Was für eine wundervolle Laubfärbung! Noch eine sichere Weiterfahrt und noch viele schöne Eindrücke!
Ursula (Freitag, 25 Oktober 2024 06:52)
Toll, diese Zweisprachigkeit! Das finden die Franzosen sicher toll , dass so ein kleines Land wie Frankreich sich durchsetzen konnte und so viel beherrscht… Na ja England ist ja noch kleiner! Wie Sprachen sich ausbreiteten in der Welt ist schon spannend!