· 

Chattanooga

Mit diesem Beitrag geht es nach meiner Stippvisite in München wieder weiter.

Vor unserer Weiterfahrt in Richtung Chattanooga kaufen wir in Atlanta ein. Ich lerne den Lidl Amerika kennen. Das Brot, die Croissants, die Laugensemmeln und das Bier kommen aus Deutschland. Wir starten auf der I #285 in Richtung Norden. Später biegen wir auf die I 75 ab und fahren bis zu unserem Ziel Chattenooga. Auf dem Raccoon Mountain Campground bleiben wir eine Woche. Kaum sind wir aus dem Biest ausgestiegen, hören wir ein ohrenbetäubendes Geräusch. Ein Mitarbeiter des Campingplatzes erklärt uns das Phänomen. Die Magicicada gehört zu der Familie der Singzikaden. Die Larven durchlaufen eine 13-jährige bzw. 17-jährige Entwicklung im Boden. Die erwachsenen Tiere einer Population schlüpfen fast gleichzeitig. Bis zu ihrem Tod leben sie nur einige Wochen. In dieser Zeit finden die Paarung und die Eiablage statt. Die Tiere treten zum Teil in solchen Massen auf, dass Ende Juni zur Beseitigung der toten Zikaden Müllcontainer eingesetzt werden. Die toten Zikaden werden an Tiere im Zoo verfüttert. Wir hören den ganzen Tag die Singzikaden. Es hört sich an, wie wenn man unter einer Starkstromleitung steht und das Knistern des Stromflusses hört. Mit dem Sonnenuntergang kehrt absolute Stille ein, als hätte man den Schalter umgelegt.

 

1835 wurde die Stadt am Tennessee River von Cherokee Indianern gegründet. 1860 machten mehrere Eisenbahnlinien und Straßen sie zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt. Während des Bürgerkriegs nutzen die Generäle der Unionsarmee diese Tatsache. 1899 wurde in Chattanooga die erste große Coca-Cola-Abfüllanlage eingerichtet. Das brachte Startkapital für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt. In den 1980er Jahre galt die Stadt mit ihren zahlreichen Metallverarbeitenden Betrieben und Kraftwerken als die „Dreckschleuder der Nation“. Das war der Wendepunkt. In den folgenden 30 Jahren wurde ein Plan der Revitalisierung umgesetzt. Heute gibt es viele Parks, der Tennessee River und die Luft wurden gereinigt. Der größte Erfolg war, dass VW 2008 seine erste nordamerikanische Fertigungsstätte in Chattonooga baute und damit 5000 Arbeitsplätze schaffte. Wolfsburg und Hamm in Westfalen sind die Partnerstädte. Chattanooga und seine Umgebung lernen wir in den kommenden Tagen kennen.

 

Der Chattanooga Choo-Choo war der erste öffentliche Personenzug, der ab dem Jahr 1880 die Nord-Süd-Route fuhr. Die Route wurde von der Cincinnati Southern Railroad betrieben. „Pardon me, Boys is that the Chattanooga Choo-Choo?  Dieser Frage von Glenn Miller verdankt die Stadt eine Menge. Im zweiten Weltkrieg avancierte der Song zur zweiten Nationalhymne. Bis 1970 fuhr der gleichnamige Zug hier entlang. 1974 wurde der stillgelegte Bahnhof restauriert und umgestaltet. Einige der alten Schlafwagen auf den Gleisen sind zu Hotelsuiten umfunktioniert worden. Die alte Bahnhofshalle dient als Foyer.

 

Mit dem kostenlosen Shuttle fahren wir vom Bahnhof nach North Shore an die Riverfront. Dort besuchen wir das Hunter Museum. Hier werden Werke aus verschiedenen Kunstrichtungen von amerikanischen Künstlern gezeigt. Im Bluff View Art District essen wir lecker in einem italienischen Restaurant.

 

Wir fahren zum Lookout Mountain und fahren mit der Incline Railway der steilsten Standseilbahn der Welt mit 72,7% Steigung den Berg hinauf. Ein besonderes Erlebnis. Entlang wunderschöner Häuser erreichen wir den Point Park. Hier wurde auf der nördlichsten Spitze 1863 die „Schlacht über den Wolken“ ausgetragen. Von dort haben wir einen tollen Blick hinunter nach Chattanooga und in das Tennessee Delta mit dem Mocasin Bend. Vom Point Park wandern wir den anspruchsvollen Bluff Trail bis zum Sunset Rock. Auch hier haben wir einen schönen Ausblick ins Tal. Mit der Incline Railway lassen wir uns wieder hinunterfahren.

 

Wir fahren zum Raccoon Mountain Pumpspeicherwerk. Es ist eine unterirdische Kraftwerks-Kaverne, d.h.es ist ein in geschlossener Bauweise künstlich geschaffener unterirdischer Hohlraum. Die Bauarbeiten begannen 1970 und dauerten bis 1978. Das Kraftwerk wird fast jeden Tag gebraucht. Es dient als wichtiger Netzausgleich im Tennessee Valley Authority Stromversorgungssystem. Im Visitor Center erhalten wir Informationen zum Bau und dem Betrieb des Kraftwerks. Von der Terrasse haben wir einen Blick auf den Tennessee River und das bewaldete Ufer. Auf der gegenüberliegenden Seite ist der Speichersee zu sehen, der von einem Staudamm umschlossen wird. Das ganze Gebiet ist ein populärer Erholungsort. Wir fahren über den Damm und parken, um eine Wanderung zu unternehmen. Wir sind einige Kilometer gefahren und in die Central Time gekommen und die Uhr ist eine Stunde zurückgestellt.

 

Mit dem Biest geht es wieder auf den Lookout Mountain und wir besichtigen die Rock City Gardens. Der Geschäftsmann Garnet Carter und seine Frau hatten die Idee den Felsgarten zwischen den großen Felsblöcken von Rock City in einen Freizeitpark zu gestalten. Durch Rock City führen verschlungene Wanderwege an vielen natürlichen Felsformationen vorbei, die Namen wie „Mushroom Rock“, „Balanced Rock“, „Fat Man’s Squeeze“ und „Grand Corridor“ tragen. Es gibt die Hängebrücke „Swing-Along Bridge“, den Aussichtspunkt „Lover’s Leap“, Märchen-Höhlen und einen künstlichen Wasserfall. Vom Aussichtspunkt Lover’s Leap aus sollen bei klarem Wetter sieben US-Bundesstaaten zu sehen sein: Tennessee, North- und South Carolina, Georgia, Alabama und Virginia, dies berichteten Soldaten beider Seiten während des amerikanischen Bürgerkriegs. Mit einer zentralen Werbebotschaft „See Rock City“ ließ Carter etwa 900 Scheunenwänden- und Dächer von 1935-1969 in der weiteren Umgebung von Rock City bemalen. Sehr erfolgreich war der Verkauf von Postkarten in Hotels und von Vogelhäuser mit ähnlichen Aufschriften. Uns gefällt die Anlage sehr gut. Wir haben Glück, es ist Montag, da sind noch nicht so viele Besucher unterwegs. An den Wochenenden ist dort die Hölle los.

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Heros (Montag, 27 Mai 2024 14:45)

    Da war ja der 19. ein 24-Stunden-Schreibtag! Aber wenn man unverhofft Ferien macht, muss man nacher dafür büssen. Sicher war der Flug nach München ein zusätzlich schönes Ereignis und nun geht das grosse Erleben über dem Teich weiter. Renate, Elke und ich waren am 11.5. in Reutlingen zum Stiftungsfest, das wieder ein sehr schönes Ereignis war. Jannis hat die schriftliche Matura hinter sich und ab 5.6. beginnt die Mündliche. Wir drücken die Daumen. Euch alles Gute und weiter tolle Bilder und Berichte.

  • #2

    Ursula (Sonntag, 02 Juni 2024 07:18)

    Da wart ihr echt fleißig! Auch wenn wir uns in München nicht persönlich getroffen haben, so habe ich doch euere Fotos von Biergarten und Familie und Freunden gesehen und deine Freude, liebe Marion! Du hattest echt Glück mit dem Wetter, momentan ist hier in Bayern Dauerregen. In Tutzing ist der Keller meiner Schwiegereltern voll Wasser , puh!So gibt es viel zu tun… Dafür braucht es gute Nerven! Euch weiterhin gute Fahrt und dir lieber Ernst , Respekt für deine Fahrkünste!