Das langgestreckte Tal, mit dem 110 km langen Okanagan Lake, wird die „Toskana Kanadas“ genannt. Im unteren Teil befindet sich das größte kanadische Weinanbaugebiet. Es liegt auf demselben Breitengrad wie der Rheinabschnitt zwischen Mainz und Karlsruhe.
Verkaufsstände für alle Sorten Obst und Gemüse säumen die Straßen. Für die Kanadier, wie für die Touristen ist es ein populäres Urlaubsziel. Darauf aufmerksam geworden, sind wir durch Markus, einen Deutschen, den wir am Revelstoke Lake kennengelernt haben. Er ist ein gelernter Zimmermann und kommt vom Tegernsee. Markus lebt und arbeitet seit 2006 im Okanagan Valley in der Stadt Penticton. Von ihm erhalten wir wertvolle Tipps. Wenn wir in der Nähe von Penticton sind, sollen wir uns bei ihm melden.
Unsere Tage auf dem Campingplatz Fintry Provincal Park sind bis zur Evakuierung wegen des Wildfire, entspannt. Trotz der großen Hitze machen wir am Morgen eine kleine Wanderung zu den Fintry Falls. Ich gehe mehrmals täglich zum Schwimmen. Wir lesen und faulenzen im Schatten hinter dem Womo.
Der Myra Canyon
Die Strecke der originalen Kettle Valley Railway führte zu Beginn von Midway nach Penticton. Der wohl spektakulärste Teil des Railways führt durch den Myra Canyon. Um die Schlucht mit der Bahn durchqueren zu können, wurden 18 Brücken und zwei Tunnel, gebaut. Die Brücken sind aus Holzkonstruktionen oder Stahlkonstruktionen. Bei einem Wildfire im Jahr 2003 verbrannten, trotz des beispiellosen Einsatzes der Feuerwehr 12 der 18 Brücken. Diese wurden bis 2008 rekonstruiert und wieder aufgebaut. Markus hat bei dem Wiederaufbau der Brücken mitgearbeitet. Wir unternehmen mit geliehenen Fahrrädern auf der stillgelegten 12 km langen Strecke eine Tour. Es macht uns viel Freude zu radeln. Was für fantastische Bauwerke diese Brücken sind. Leider haben wir keinen Ausblick ins Tal, der Rauch vom Wildfire ist zu stark.
"Abenteuer Allrad"
Wir wollen zur Chute Lake Lodge, die an dem Kettle Valley Railway liegt. Von Markus wissen wir, dass eine Gravelroad dorthin führt. Ernst gibt die Daten in die Navi APP. Der Weg führt aus Kelowna durch ein Wohngebiet, dann beginnt die Gravelroad. Die ersten Kilometer auf der Road sind gut fahrbar. Doch je weiter wir den Berg hinaufkommen, wird der Zustand des Weges schlechter. Ein Gemisch aus Sand, Steinen und Gesteinsbrocken erschwert das Weiterfahren extrem. Ernst steigt aus und schaut sich den weiteren Verlauf der Strecke zu Fuß an. Er meint es ist machbar. Bevor er weiterfährt, lässt er aus den Hinterreifen Luft ab. Ich bleibe draußen. Mit ist das Hin- und Herschaukeln zu viel. Ich mache Fotos und ein Video von der Fahrt. Da Ernst doch schneller mit Fahren ist, als ich laufen kann, gibt es von dem schlimmsten Teil leider keine Fotos. Jetzt schreibt Ernst: Der Weg wird immer schlechter und steiler. Ich habe die kleinste Untersetzung (1:3) eingelegt und fahre mit ca. 2500 U/min um tiefe Rillen und dicke Felsbrocken. Die Vorderradsperre kann ich nicht einschalten, da sonst die Lenkung zu stark beeinträchtigt ist. Es wird richtig steil und immer enger. Vor einer ca. 1m tiefen und 1m breiten Rinne muss ich kapitulieren. Spuren von Quads führen durchs Gebüsch um dieses Hindernis herum, mit dem Womo geht das nicht. Zum Glück liegt kurz hinter mir eine flachere Stelle, dort muss ich irgendwie drehen, da es nicht möglich ist die zurückgelegte Strecke ca. 3km rückwärts runterzufahren. Der Weg ist ca. 4,5m breit, zum Wenden muss dann die Böschung noch mithelfen. Bei 3,4m Radstand und 6,2m Länge ist das eine heftige Kurbelei. Nach vielem Hin-und Her kommt dann doch die Situation das der rechte Vorderreifen so tief in ein Loch eintauchen würde, das die Gefahr des Aufsetzens am Differential besteht. Wir sammeln Steine und füllen das Loch. Damit ist die Gefahr gebannt. Nachdem dieses Hindernis dann geschafft ist, geht es mit der 1:1,3 Untersetzung wieder bergab. Dabei muss ich die gleichen Hindernisse, Felsen, Löcher umfahren wie bei der Bergauffahrt. Auf keinen Fall dürfen die Räder blockieren, damit das Womo noch lenkbar bleibt. Einmal „verfahre“ ich mich und muss ein kurzes Stück zurücksetzen, um eine tiefe Rille zu umfahren. Endlich ist es geschafft und ich bin wieder auf „normaler“ Gravel Road. Hier finde ich auch einen schönen Übernachtungsplatz und parke das Womo. Dann laufe ich Marion entgegen, die das Ganze zu Fuß absolviert. Jetzt schreibt Marion: Die Fahrt von Ernst von draußen mitzuerleben, war für mich eine gute Erfahrung. Denn das Erleben im Auto ist ein ganz anderes. Ich werde nur durchgeschüttelt. Außerhalb sieht das Fahren „sehr geschmeidig“ aus. Zum Schluss begutachten wir das Womo und können aber außer ein paar Kratzern von den Ästen der Bäume keinen Schaden feststellen. Ein großartiges Fahrzeug haben wir und der Fahrer ist auch spitze. Mein Superheld!
Die Chute Lake Lodge
Am nächsten Morgen fahren wir die etwas gemäßigtere Gravel Road über den Kettle Valley Railway zur Lodge. Am Beginn der Gravel Road werden wir gewarnt, dass LKW‘s Vorfahrt haben und wir auf eigene Gefahr die Straße benutzen. In einem Telefonat mit Markus bestätigt er uns, dass wir richtig sind. Die Straße lässt sich nach dem gestrigen Abenteuer besser fahren. Heute sitze ich entspannt im Auto. Immer wieder haben wir Ausblicke ins Tal. Den See sehen wir nicht. Er liegt im Rauch und wir riechen ihn auch. Wir übernachten auf der Logde und erkunden die Gegend.
Pentiction
Pentiction liegt am Südende des Okanagan Lake. Die Stadt ist ein beliebtes Urlaubsziel mit ihren Badestränden. Wir laufen an der Promenade entlang. Die SS Sicamous, ein Schaufelraddampfer von 1914 ist eine besondere Attraktion. Auf dem Campingplatz „Lost Moose“ hoch oben auf dem Berg bleiben wir einige Tage. Besitzer ist Jordan, ein Freund von Markus. Mit Markus verbringen wir einen Abend, ein weiteres Treffen ist aufgrund seiner Arbeit nicht mehr möglich. Am nächsten Tag unternehmen wir eine Wanderung vom Skaha Lake in den Canyon Whitewash Buttress Bluff. In der Hillside Winery in Naramata gönnen wir uns mit Blick auf den See inmitten der Weinberge, ein leckeres Essen mit Wein.
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