Am nächsten Morgen berichtet uns Lydia, dass die Straße weiterhin gesperrt ist. In einem Gespräch mit der Polizei erklärt sie, dass mehrere Touristen u.a. aus Deutschland, auf die Weiterfahrt warten. Die Polizei hält sich bedeckt, eine Entscheidung kann nur direkt am Checkpoint getroffen werden. Wir bedanken uns bei Lydia für die intensive Unterstützung und starten. In Fremont angekommen, werden wir von der Polizei nach unserem Ziel gefragt. Ernst gibt Baie Comeau am St. Lawrence Strom an. Die Polizistin signalisiert nach kurzer Überlegung das wir passieren können und rät uns „be carefully“. Wir sind erleichtert. Nun hoffen wir, dass wir ohne Probleme bis Baie Comeau durchfahren können. Für uns ist klar, dass wir die knapp 600 km ohne Unterbrechung fahren werden. Zu ungewiss ist es, ob die Winde das Feuer wieder Richtung Straße treiben. Eine herausfordernde Fahrt beginnt. Von den 600 km werden wir 250 km Gravelpiste fahren. Wir gewinnen durch die Einfahrt in den Bundesstaat Quebec eine Stunde Zeit. Die Uhr wird zurückgestellt. Zu Beginn fahren wir am Eisenerz Abbau vorbei. Wir sehen gigantische Berge, riesige Fahrzeuge und kilometerlange Züge mit Waggons, die mit Eisenerz gefüllt sind. Das Eisenerz wird auf der Quebec North Shore Lane zum Verladehafen Sept-Illes am St. Lorenz Strom transportiert. Auf der Straße begegnen uns viele Trucks. Mit Pick-up´s werden laufend Kontrollfahrten durchgeführt. Die Gravelpiste wird immer wieder mit speziellen Fahrzeugen geglättet. Trotz der einsamen Fahrt haben wir das Gefühl nicht allein zu sein. Auf der Strecke sehen wir Hinweisschilder mit genauer Kilometerangabe für die Notruftelefone an der Strecke, denn es gibt keinen Mobilfunkempfang. Immer wieder tauchen am Straßenrand „Containerstädte“ auf, in denen die Arbeiter der Eisenerz Industrie arbeiten und leben. Der Verkehr an den Baustellen, die auf der Straße sind, wird mit Ampeln geregelt. An der Ampel stehen wir allein da und warten und warten. Es gibt keinen Gegenverkehr. Nach hunderten von Kilometern erreichen wir eine Reihe von Wasserkraftwerken mit gigantischen Ausmaßen. Das Manic 5 hat mit der Daniel- Johnson Talsperre mit 214 Metern Höhe und einer Kronenlänge von 1314 Metern die höchste Pfeilerstaumauer der Welt. Kurze Zeit später taucht ein Van vor uns auf. Es sind Rosemarie und Robert, wir können es kaum glauben. Wir fahren an den Straßenrand und es gibt ein großes Hallo. Auch sie sind seit dem frühen Morgen unterwegs. Die letzten 120 km fahren wir gemeinsam. Wir fahren an Flächen vorbei, auf denen das Feuer gewütet hat und jetzt die kahlen Baumstämme stehen. In einer engen Kurve im Wald sehen wir einen umgestürzten Truck. Wie wir später erfahren, hatte dieser Chemikalien geladen, die fachmännisch entsorgt werden mussten. Wir fahren immer wieder durch Baustellen und kommen nach dem Checkpoint vor Baie-Comeau gut an unserem Stellplatz nach 10,5 Std Fahrt an. Es dauert bis zum nächsten Tag, bis die Anspannung von uns abfällt. Was für eine Fahrt! Am Stellplatz treffen wir mehrere Wohnmobilisten, die darauf warten über die 389 nach Labrador City fahren zu können, sie dürfen nicht passieren. Am nächsten Morgen haben wir eine weitere nette Begegnung mit einem deutschem Paar, die mit einem Pick-up Bimobil unterwegs sind. Sie haben uns beim Vorbeifahren entdeckt und wollten Hallo sagen. Wir tauschen uns aus. Auch sie wollen nach Labrador und warten schon zwei Tage. Beim Einkaufen treffen wir sie nochmal. Sie berichten, es gibt momentan keine Möglichkeit nach Labrador zu kommen. Die Straße bleibt gesperrt. Ernst und ich schauen uns an, wir empfinden großes Glück. Nur drei Fahrzeuge konnten die Straße 389 passieren. Das Wohnmobil aus Alberta, Rosemarie und Robert und wir.
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Martin (Freitag, 16 Juni 2023 12:29)
Wow, alles sehr beeindruckend - vielen Dank für eure tolle Berichte.
Weiterhin gute Fahrt!
Jürgen (Freitag, 16 Juni 2023 22:02)
Liebe Marion und Ernst, dss war ja super anstrengend und anscheinend sehr knapp. Gut dass Ihr es geschafft habt. Passt auf Euch auf!
Ute (Dienstag, 20 Juni 2023 09:06)
Hallo ihr zwei Globetrotter,
ich bin jetzt erst zum Nachlesen gekommen, ihr habt ja schon viel Schönes erlebt. Ich habe Freude an den Fotos und den tollen Beschreibungen eurer Reise. Weiterhin eine sichere und erlebnisreiche Fahrt, passt gut auf euch auf und lasst uns gedanklich mitreisen ��